Montag, 10. November 2014

In goldenem Samtpapier

Die Vergangenheit scheint wie ein alter schwarz-weiß-Film. Und sie erklärte ihm auch warum.

Dafür nahm sie wortlos den alten Film aus dem Apparat und ohne ihn jemals entwickeln zu wollen, rollte sie ihn in goldenes Samtpapier und band eine rote Schleife darum. Nein - falsch. Nicht ihr Ding. Sie nahm die rote Schleife wieder ab und verschnürte alles in Paketband. Das liegt ihr mehr, ist hübscher und robuster. So wie sie.  
Revue:
Knallende Raketen. Anstehen an der Essensausgabe. Müde. Verunsichert. Traurige Gesichter. Schlafmarathon. Dann. Endlich. Aufstehen. Der Zeiger tickt. Erst zurück. Dann vorwärts. Vorwärts. Vermissen. Abgeben, Starten. Wollen. Heimkehr. Neustart. Schweine. Viele Schweine (...). Sommer. Steine. Trauerweiden = Brennholz.
Nun ist es Zeit // Den eingewickelten Film legte sie in diese kleine Box. Sie griff zu einem neuen Film. Farbfilm. Sie hatte viele aufregende Ideen im Kopf, was sie mit diesem Film anstellen wird. Verrückte Ideen. Spannende Ideen. Ideen, die ihr "Angst" machen und welche, auf die sie sich freut. Umsetzen = würde sie nicht alle. Aber eines ist sicher = diesen Film würde sie garantiert entwickeln lassen. Sie würde dafür ein schönes Fotoalbum besorgen. So eins mit transparenten Trennblättern aus den 50s. Diese Momente möchten konserviert werden. Verewigen. Haltbar machen. Sie allein. 
Und der Film im goldenen Samtpapier? Wird aufgehoben. Bleibt erhalten. Als ein Teil - von ihr. Weitergehen. Dem (blau-gelben) Regenbogen entgegen (/der gehört nämlich jetzt zu ihr und ihrer schwarz-weißen Vergangenheit/).
Und die Erinnerungen gehen weiter. Gespeichert auf all diesen Filmrollen, die kommen werden. Entwickelt oder nicht. In goldenem Samtpapier verpackt oder konserviert auf Fotopapier. 

Dann nahm sie ihn an die Hand und sie verließen still die Bühne, um aufzubrechen. Auszubrechen.

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